Mein Hund ist dominant! Oder doch nicht?

Immer wieder hört man, dass der Hund nicht auf’s Sofa oder ins Bett darf, bloß nicht vor einem durch die Tür gehen soll und sich auf jeden Fall immer das Futter wegnehmen lassen muss.
Man muss hart durchgreifen und dem Hund zeigen, wer der Chef ist, sonst tanzt er einem auf der Nase herum.

Hast du diese oder ähnliche Ratschläge auch schon gehört? Dann vergiss die am besten gleich wieder!

 

Mythos Dominanz- und Rudeltheorie

Wie James O’Heare schon in seinem Buch „Die Dominanztheorie bei Hunden“ schreibt:
„Die Dominanztheorie ist wahrscheinlich die am häufigsten missverstandene, allgemein angewendete Verhaltenstheorie im Bereich des Hundeverhaltens.“

Viele berufen sich bei der Dominanz auf den Wolf als Ursprung dieser Theorie. Hier ist zuallererst festzuhalten, dass Wolf und Hund zwar zur gleichen Gattung gehören, aber unterschiedliche Arten sind. Die ursprünglich aufgestellte Rudeltheorie, die an in Gefangenschaft lebenden Wölfen beobachtet wurde, wurde von David Mech widerlegt, nachdem er jahrelang Wölfe in freier Wildbahn beobachtet hat und zu dem Schluss kam: „Wölfe leben in Gruppen, die qualifizierte Demokratien sind!“

Es ist nicht notwendig, unsere Hunde zu dominieren oder in irgendeiner Art den Rudelführer zu spielen. Viel eher sollten wir uns mit unseren Hunden als Familienverband sehen, in dem wir als verantwortliche Hundehalter das Leben so gestalten, dass es für alle Mitglieder lebenswert ist. Natürlich gehören dazu auch Regeln, die im Zusammenleben wichtig sind.

Doch gerade diese Regeln sollen fair vermittelt werden und der Hund soll die Chance haben diese Regeln kennenzulernen.

Lies hier, wie du deinem Hund Grenzen setzt

 

Unsere Hunde müssen in unserer Welt oft schon mit sehr vielen Einschränkungen leben – wir bestimmen wo und wie sie wohnen, wann es Essen gibt, wann wir wo spazieren gehen und auch zu wem unsere Hunde Kontakt haben oder nicht.

Daher ist es umso wichtiger den Hund, da wo es möglich ist, seine eigenen Entscheidungen treffen zu lassen.

Ratschläge, wie den Hund körperlich einzuschränken, ihn förmlich anzubrüllen wenn etwas nicht klappt und alle Ressourcen wie Futter, Spielzeug und Zuneigung ständig zu kontrollieren führen nicht nur dazu, dass der Hund das Vertrauen in uns als Bezugsperson verliert sondern sogar Angst vor uns bekommt. Es können sich hier Verhaltensauffälligkeiten und Aggressionsverhalten entwickeln und im schlimmsten Fall fällt der Hund in die sogenannte Erlernte Hilfslosigkeit, in der er gar nichts mehr tut, bevor er einen „Fehler“ macht und bestraft wird.

Hunde sind sehr soziale und intelligente Lebewesen, die Konflikte möglichst vermeiden wollen.
Leider wird das Verhalten unserer Hunde oft falsch interpretiert und es kommt zu Missverständnissen.

 

Was aber nun tun, wenn der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt?

Der Hund lernt, wie der Mensch übrigens auch, unter anderem durch Verknüpfung von Situationen. Vereinfacht gesagt: Lohnt sich ein Verhalten wird es in Zukunft öfter gezeigt, lohnt es sich nicht, wird es auch nicht mehr gezeigt.

Mach dir Gedanken, warum dein Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt, überlege dir, welches Alternativverhalten du stattdessen gerne möchtest und mache dieses Verhalten für deinen Hund lohnenswert.

Verhaltensänderungen bedürfen oft einem Umdenken und Umlernen auf beiden Seiten der Leine. Gib dir und deinem Hund Zeit neues Verhalten zu lernen und hol dir im Bedarfsfall professionelle Hilfe, die euch auf einem positiven Weg unterstützt.

Halte dich an Folgendes für ein harmonisches Zusammenleben und Spaß für alle Beteiligten:

  • Nimm deinen Hund als eigenständiges Lebewesen mit Bedürfnissen wahr.
  • Konzentriere dich auf Verhalten, dass du gerne von deinem Hund möchtest, anstatt darauf, was der Hund nicht tun soll!
  • Verzichte auf körperliche und/oder psychische Gewalt – dies kann im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Verhaltensauffälligkeiten führen!

 

Fazit: Dein Hund ist weder dominant, noch will er die Weltherrschafft an sich reißen! Er hat in seinen Augen immer einen guten Grund für sein Verhalten!

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