Das ist ein eher persönlicher Beitrag. Ich gebe euch Tipps für das Zusammenleben mit einem Hundesenior und auf was ihr achten könnt und solltet. Gleichzeitig gibt es einen Einblick in unser Leben und wie wir gewisse Dinge mit Atlas handhaben.
Auch unsere Hunde werden älter, das können wir nicht ändern. Was wir aber sehr wohl beeinflussen können, ist wie es unseren Hunden im Alter geht. Damit sie möglichst lange bei uns und fit bleiben. Das bedarf Veränderungen im Alltag und auch einer guten gesundheitlichen Betreuung.
Wann und in welchem Alter Hunde zu Senioren zählen ist ganz unterschiedlich. Allgemein kann man in der Regel sagen, dass größere Hunderassen schneller alt sind als kleine. Allerdings spielen natürlich auch Genetik, Vorerfahrungen, mögliche traumatische Erlebnisse und der Gesundheitszustand eine Rolle, ab wann ein Hund Altersanzeichen zeigt.
Zum Beispiel ist eine Graufärbung des Fells nicht immer erst bei alten Hunden zu beobachten. Besonders Hunde, die großem Stress ausgesetzt sind, ergrauen oft viel früher. Atlas hatte schon graue Haare, wie er mit ca. 3,5 Jahren bei uns eingezogen ist.
Im Alter kann es sein, dass Hunde auch Verhaltensänderungen zeigen. Sie brauchen oft mehr Routine und sind vielleicht nicht mehr so flexibel bei Veränderungen. Das kann sich zum Beispiel beim Thema Alleine bleiben zeigen oder auch bei Spaziergeh- und Fütterungszeiten.
Bei manchen Hunden macht der Körper im Alter nicht mehr so mit, bei anderen lassen die Sinne schneller nach und sie werden blind und/oder taub.
Hier braucht es vor allem auch von uns Menschen Anpassungen, Flexibilität und Verständnis, wenn manche Sachen nicht mehr so möglich sind wie früher.
Am Ende ist Älterwerden eine sehr individuelle Sache. Umso wichtiger ist, dass wir unsere Hunde gut beobachten, um Veränderungen zu bemerken und entsprechend unterstützen können, wo es notwendig ist.
Atlas wird dieses Jahr 13 und ist damit schon ein alter Hund. Aktuell sieht und hört er noch gut und auch sein Gesamtzustand ist altersentsprechend sehr gut.
Trotzdem gibt es natürlich Dinge, die sich mit dem Alter verändert haben und somit auch Abläufe, die wir ändern mussten.
In diesem Beitrag möchte ich euch einen kleinen Einblick in das Leben mit Hundesenior geben. Was hat sich bei uns zuhause verändert, wie sind wir unterwegs, welche Tipps kann ich euch mitgeben und was gilt es in Bezug auf die Gesunderhaltung zu beachten.
Natürlich hat das keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann bei jedem Hund individuell etwas anders sein. Es soll euch ein paar Anregungen und Ideen für euren Hundesenior geben.
Veränderungen im Zuhause
Mit wenig Aufwand kann man oft schon die ersten Erleichterungen für einen Hundesenior zuhause schaffen.
Eines der ersten Dinge bei uns war, dass wir Atlas leicht erhöht füttern. Sein Napf steht auf einem kleinen Hocker, damit er sich nicht so weit nach unten bücken muss.
Es kann auch Sinn machen, dass die Tagesration auf mehrere Mahlzeiten aufgeteilt wird. Wir haben immer schon 3x täglich gefüttert und haben das bisher nicht verändert. Auch die Verdauung verändert sich bei älteren Hunden. Eine Rationsüberprüfung kann sinnvoll sein, um zu schauen, ob das Futter an die veränderten Umstände des alten Hundes angepasst werden kann/soll. Durch gezielten Einsatz von speziellen Ergänzungen kann der Körper zusätzlich unterstützt werden. Das ist für jeden Hund individuell. Lasst euch daher am besten von einer/m Tierärzt:in mit Schwerpunkt Ernährung oder einer/m entsprechenden Expert:in beraten.*
*die Arbeit/Beratung mit/von kranken Tieren ist in Österreich Tierärzt:innen vorbehalten
Rutschige Treppen im Haus können schnell zur Verletzungsgefahr werden. Mit dem Alter sind Hunde oft nicht mehr so trittsicher und rutschen dann (vor allem beim Bergabgehen) leichter weg. Je nach Treppe gibt es unterschiedliche Möglichkeiten diese wieder sicherer zu machen. Wir haben eine Holztreppe im Haus, bei der Atlas irgendwann immer mehr begann wegzurutschen. Um zu vermeiden, dass er stürzt und sich dabei verletzt, haben wir die einzelnen Stufen mit selbstklebenden Teppichfliesen beklebt. Die kann man wunderbar zuschneiden. Seitdem ist Atlas wieder sicherer unterwegs.
Entspannt der Hund gerne auf der Couch und/oder schläft mit im Bett? Das Hochspringen kann mit dem Alter eine Hürde darstellen. Je nach Gewicht kann man auch nicht jeden Hund immer hochheben und helfen. Gleichzeitig finde ich es wichtig, die Selbstständigkeit zu erhalten. Mit den entsprechenden Hilfsmitteln ist der Hund nicht darauf angewiesen, dass der Mensch anwesend ist, wenn er auf die Couch möchte. Was zum Beispiel ein Thema ist, wenn der Hund alleine zuhause ist.
Auch bei uns hat das Hochspringen auf Couch und Bett irgendwann nicht mehr so gut geklappt und manchmal ist Atlas tatsächlich „abgestürzt“. Weil Atlas Probleme an den Ellbogen hat, ist auch das Runterspringen nicht mehr so gesund.
Als Hilfen gibt es Treppen oder Rampen zu kaufen oder wenn man geschickt ist, kann man auch selbst etwas bauen.
Unsere Lösung: Wir haben Ikea „Poäng“-Hocker gebraucht gekauft und auf die entsprechende Höhe zugeschnitten. (Achtung Werbung 😉). Das klappt megagut, weil der Hocker schön breit ist. Auch die Höhe konnten wir so ganz individuell anpassen und Atlas nimmt es richtig gut an.
Außerdem werden rutschige Böden zur Herausforderung im Haushalt. Besonders, wo Hunde springen oder um Ecken gehen, aber auch, wenn sie von ihrem Platz aufstehen oder länger stehen. Um auch hier für mehr Wohlbefinden zu sorgen und Verletzungen vorzubeugen sollten diese Stellen rutschfest gestaltet werden. Am besten klappt das mit dem Auslegen von Teppichen oder rutschfesten Matten. Das mag nicht immer hübsch aussehen, ist aber eine enorme Erleichterung für den Hundesenior!
Vor etwa einem Jahr haben auch wir die rutschigen Böden mit Teppichen ausgelegt, weil Atlas immer öfter beim Gehen, Aufstehen oder Fressen weggerutscht ist. Ich habe im Baumarkt Teppichreste gekauft und die haben wir entsprechend zugeschnitten und an die kritischen Stellen gelegt.
Veränderungen im Verhalten
Im Alter kann es sein, dass Hunde auch Verhaltensänderungen zeigen. Dinge, die früher ganz normal waren, klappen jetzt nicht mehr so gut. Sie brauchen oft mehr Routine und sind vielleicht nicht mehr so flexibel bei Veränderungen. Das kann sich zum Beispiel beim Thema Alleine bleiben zeigen oder auch bei Spaziergeh- und Fütterungszeiten.
Nachlassende Sinne können Ursache für Verhaltensänderungen sein. Je nachdem wie plötzlich sie eintreten, muss auch der Hund sich daran gewöhnen.
Auch das Thema Demenz sollte man am Schirm haben. Je früher erste Demenzanzeichen erkannt werden, desto besser kann man hier mittlerweile helfen und unterstützen.
Achtet hier vor allem auf Ängste, die sich entwickeln oder vielleicht von früher wieder kommen. Aber auch, wenn ihr das Gefühl habt, der Hund verhält sich manchmal „eigenartig“ kann das schon ein erstes Anzeichen sein.
Wartet also nicht darauf, bis der Hund orientierungslos in der Gegend steht oder etwas in diese Richtung. Sprecht auch hier rechtzeitig mit eurer/m Tierärzt:in des Vertrauens oder einer/m Verhaltenstierärzt:in.
Ich kontrolliere aktuell das Alleine bleiben öfter als früher über unsere Kamera. Was ich definitiv merke: an manchen Tagen kann Atlas nicht mehr so lange alleine sein. Das liegt auch daran, dass er öfter hinaus muss als früher. Vorsorglich habe ich als neues Ritual auch ein Halstuch für das Alleine bleiben trainiert, falls die Sinne doch nachlassen und er dann die laufende Musik nicht mehr hört, hat er trotzdem einen Sicherheitsanker.
Wie bei allem gilt: gebt euren Hunden, die nötige Unterstützung, die sie brauchen. Sei das Ansprache, körperliche Zuwendung oder auch einfach nur anwesend sein.
Denkt daran, dass auch ihr mehr Flexibilität braucht und vielleicht mehr Einschränkung notwendig ist, um auf die veränderten Bedürfnisse und Verhaltensweisen eures Hundeseniors eingehen zu können.
Hundesenioren unterwegs
Neben den allgemeinen Anzeichen des Älterwerdens und den Veränderungen zuhause, verändern sich auch Spaziergänge mit alten Hunden.
Man ist meist langsamer unterwegs und auch die Geschicklichkeit lässt mit dem Alter nach. Deswegen ist es wichtig, Spaziergänge deren Routen sowie Dauer alters- und fitnessentsprechend anzupassen.
Meine Tipps für Spaziergänge mit Hundesenior:
- Tempo an den Hund anpassen
- Route & Dauer entsprechend der Fitness des Hundes anpassen
- Hunde in Ruhe schnüffeln und erkunden lassen
- Wetter berücksichtigen – Hitze oder Kälte werden oft nicht mehr gut vertragen
- Bedürfnisgerechte Beschäftigung unterwegs
- Kleine Fitnessübungen einbauen
- Zeit genießen!
Auch Atlas ist mittlerweile oft langsamer unterwegs als früher. Das war besonders zu Beginn eine Umstellung für mich. Ganz früher hat mich Atlas nur durch die Gegend gezogen und jetzt muss ich mich öfter daran erinnern, langsamer zu gehen.
Für eine Runde, die wir früher in 40min gegangen sind, brauchen wir jetzt meist eher eine Stunde. Wenn ich Termine habe, erfordert das einfach eine andere Planung als früher.
All das hängt vor allem auch von der Tagesverfassung und dem Wetter ab und kann jeden Tag unterschiedlich sein.
Insgesamt ist Atlas nicht mehr so geschickt und „sportlich“ wie früher. Er stolpert manchmal über Wurzeln und wenn Baumstämme im Weg liegen, müssen wir entweder rundherum ausweichen oder ich helfe ihm beim Springen.
Atlas hört und sieht aber noch gut und so sind wir hier noch nicht auf Hilfen und Änderungen angewiesen.
Unsere größte Herausforderung ist oft, dass Atlas Kopf nicht weiß, dass der Körper das nicht mehr so gut schafft. Da muss ich dann einfach aufpassen, dass er sich nicht übernimmt und dann vielleicht doch verletzt.
Wenn ihr mit eurem Hund mit dem Auto unterwegs seid, gibt es Treppen und Rampen, mit denen ihr das Ein- und Aussteigen erleichtern könnt. Vor allem, wenn ihr einen größeren Hund habt, den ihr nicht so ohne weiters ins Auto heben könnt, ist das sehr sinnvoll.
Wir haben uns für eine praktische ausklappbare Treppe entschieden, über die Atlas ein- und aussteigen kann.
Sollte euer Hund die Treppe oder Rampe gruselig finden, startet mit dem Training dazu am besten zuerst zuhause im Haus oder Garten, damit der Hund sich gut daran gewöhnen kann.
Das Allerwichtigste: Habt Spaß mit euren Hunden!
Mit angepassten Routen und Beschäftigungen, könnt ihr wunderbar die Zeit genießen. Schließlich ist Bewegung und Kopfarbeit auch im Alter wichtig.
Gesundheit und Vorsorge
„Der ist halt schon alt“
Wie ich diesen Satz hasse, wenn es um die Gesundheit unserer Hunde geht. Mittlerweile haben wir so viele Möglichkeiten unsere Hunde auch im Alter zu unterstützen und ich sehe es auch als unsere Pflicht das zu tun.
Klar, wir können das Älterwerden nicht aufhalten, aber wir können unsere Hunde so unterstützen, dass es ihnen bestmöglich geht und sie möglichst keine Schmerzen haben.
Für mich gilt hier ganz klar „Lebensqualität vor Lebensdauer“!
Man muss genau hinschauen und vielleicht auch mal einen Blick von außen haben. Wir übersehen sonst einfach schnell, wenn sich etwas schleichend verändert.
Tauscht euch mit anderen aus und besprecht Veränderungen mit eurem/r Tierärzt:in des Vertrauens.
Ab einem gewissen Alter ist ein regelmäßiger gesundheitlicher Check-up wichtig und für mich Pflicht. Ein geriatrisches Profil (Blutbild), Ultraschall, Kontrolle des Bewegungsapparats, Zähne etc. sollte hier dazu gehören.
Atlas bekommt seit ca. 1,5 Jahren Herzmedikamente und Schmerzmittel. Seit diesem Jahr machen wir auch Bewegungstraining, um die Muskulatur zu stärken und Körpergefühl zu fördern. Hätten wir nicht so viele andere Baustellen gehabt, hätte ich das definitiv früher gestartet.
Auch hier noch einmal die Erinnerung, Anzeichen für Demenz auf dem Schirm zu haben, um rechtzeitig unterstützen zu können, wenn nötig und möglich.
Die Gesundheit und die Lebenserwartung von jedem einzelnen Hund ist so individuell. Neben der Genetik spielen auch Lebensumstände, Lebens- und Lernerfahrungen sowie Krankheiten eine Rolle.
Am Ende ist da auch das Thema, mit dem man sich nicht so gerne beschäftigen mag: Der Tod des eigenen Hundes. Auch ich habe das lange vor mir hergeschoben, mich dann aber dazu gezwungen auch das anzugehen. Ab einem gewissen Alter sollte man sich damit auseinandersetzen, auch wenn es ein nicht so schönes Thema ist.
Wohin kann man sich wenden, wenn der Zeitpunkt gekommen ist? Falls man die Wahl hat: Zuhause oder beim Tierarzt? Wie möchte man den Hund in Erinnerung behalten?
Ich bin nämlich sicher, wenn es dann (in ferner Zukunft) so weit ist, habe ich weder Kopf noch Nerven mich um solche Dinge zu kümmern!
Als kleine Erinnerung für euch: Jede Entscheidung, die ihr diesbezüglich trefft, ist allein eure persönliche Sache. Hier gibt es kein richtig oder falsch!
Abschließend wünsche ich uns allen noch ganz viele, schöne, einzigartige Momente mit unseren Hundesenioren.